Cafe Boy
Die 1917 gegründete Genossenschaft «Proletarische Jugend» konnte dank Unterstützung eines fortschrittlichen Fabrikanten an der Ecke Sihlfeld-/Kochstrasse zwei alte Liegenschaften erwerben, um darin ein Jugendwohnheim einzurichten. Anfang 30er-Jahre projektierte der Architekt Franz Hüttenmoser einen vom Bauhaus inspirierten Neubau. Zur Finanzierung wurde eine Tochtergesellschaft mit sieben Mitgliedern mit je einem Anteilschein zu zehn Franken gegründet. Mit diesem Startkapital wurde dieses Bauvorhaben innert zwei Jahren realisiert.
Den Jugendlichen standen 28 Einer- und 16 Doppelzimmer, möbliert und alle «sturmfrei». Im Erd- und Untergeschoss befanden sich ein alkoholfreies Restaurant, ein Lebensmittelgeschäft, Versammlungsräume, eine Schreiner- und Metallarbeiterwerkstatt, ein Fotolabor, eine Druckerei und Schriftsetzerei, darüber noch sechs Zwei- und Dreizimmerwohnungen.
Der Einfluss von Rosa Luxemburg und ihrer Theorie von der Pluralität der Meinungen bestimmte den Grundsatz, dass sich hier im Laufe der Zeit trotz heftigen internen Richtungskämpfen immer alle Fraktionen der Arbeiterbewegung versammeln konnten, insbesondere auch in den diskursfreudigen Jahren nach 1968.
Heute ist die Liegenschaft als schutzwürdiges Beispiel des neuen Bauens klassifiziert.
Adresse
Kochstrasse 2, 8004 Zürich
Erreichbarkeit
Lochergut, Tram 2 und 3
Literatur
- Kult Zürich Aussersihl – das andere Gesicht, 2010, Verlag um die Ecke, ISBN 978-3-033-02342-0