Zentralstellwerk
Bei der Einfahrt im Zug in den Zürcher Hauptbahnhof ist das Zentralstellwerk im Gleisfeld an der Lagerstrasse 92 kaum zu übersehen. Im schmalen Betonturm mit dem Schriftzug «Zürich», der Uhr auf blauem Grund arbeiteten während fünfzig Jahren rund neunzig SBB-Angestellte, um im Kommandoraum über den Gleisen den Zugverkehr zu überwachen.
Das Stellwerk mit dem kanzelartigen Ausguck wurde 1963 von Max Vogt (1925-2019) entworfen. Zwischen 1957 und 1989 war Vogt als Hausarchitekt der SBB für den Bau neuer Bahnhöfe, Stellwerke und Lokremisen verantwortlich. In dieser Zeit entwarf er rund zweihundert Bauten aus Sichtbeton und schuf damit hochwertige Architektur der «Nachkriegsmoderne». Mit seinen Neubauten, z.B. der Bahnhöfe in Effretikon, Thalwil, Stäfa, Zürich-Altstetten oder Schaffhausen hat Vogt massgeblich dazu beigetragen, dass die SBB im Jahre 2005 den Wakkerpreis für beispielhafte Ortsbilder erhielt.
2014 zogen die Zugsverkehrsleiter und Disponenten aus dem Zentralstellwerk in die neue Betriebszentrale Zürich Ost am Flughafen um. Das verwaiste Stellwerk soll weiterhin bestehen, die technischen Einrichtungen «als Rückfallebene im Störungsfall» erhalten bleiben. Es fragt sich, wie lange es dauern wird, bis darin mitten im Neubaugebiet rund um die Europaallee eine neue Publikumsattraktion geschaffen wird.
Adresse
Europaallee
Erreichbarkeit
Tram 3, 14, Bus 31 bis Sihlpost
Literatur
- Baukultur in Zürich, Band Aussersihl und Industriequartier. Verlag NZZ, 2004
-
Martin Stollenwerk: SBB-Bauten Max Vogt. gta Verlag Zürich 2006. ISBN 978-3-85676-204-9
-
Ruedi Weidmann, Karl Holenstein: Max Vogt – Bauen für die Bahn, 1957-1989 (Band 1 der reihe Architektur- und Technikgeschichte der Eisenbahnen der Schweiz, Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich, 2008 ISBN 978-3-85881-185-1