Tor zum Aussersihl
Wo sich 1443 die Eidgenossen und die abtrünnigen Zürcher die Köpfe einschlugen und unheilbar Kranke während Jahrhunderten im Siechenhaus ihren traurigen Alltag verbrachten, wo die alte Kapelle St. Jakob als Wurstlokal diente, bevor sie 1902 dem Verwaltungsgebäude des Konsumvereins weichen musste, steigen heute zehntausende Menschen täglich um, ein und aus. Das Tor zum Aussersihl ist seit Jahr und Tag ein Einkaufs-Zentrum, Verkehrs- und Tummelplatz.
Der Platz selbst, Strassenkreuzung und Brückenkopf in einem, war immer wieder Bühne für festliche und protestierende Auftritte: 1903 zogen freundeidgenössische Turnerscharen durchs pompös geschmückte Festtor ein, alljährlich marschierten Arbeiter, geordnet nach Parteien, Sektionen, gewerkschaftlichen und revolutionären Blöcken am 1. Mai in langen Kolonnen durchs Tor über die Sihl in die Stadt hinaus. Ende der 70-er Jahre tobte ein heftiger Streit um Abriss und Neubauten. In den damaligen Altbauten auf der rechten «Torseite» wohnte das Kollektiv «Karthago»; nach dessen Vertreibung vom Stauffacher gründeten einige die heute bestehende Genossenschaft Karthago an der Zentralstrasse, die andern die Genossenschaft Dreieck an der Ankerstrasse.
Adresse
Badenerstrasse 1/ KasernenstrasseErreichbarkeit
Haltestelle Stauffacher, Tram 2,3,8,9,14
Literatur
- Karthago am Stauffacher (Selbstverlag) «Aussersihl ist ausser sich»