kreis4unterwegs.ch

Rundgänge in Aussersihl und Hard, dem Zürcher Stadtkreis 4

Prostitution an der Langstrasse (Foto: Ursula Markus)

Prostitution an der Langstrasse (Foto: Ursula Markus)

Das erste Bordell in Aussersihl an der Brauerstrasse

In den 1870-er Jahren sind in Zürich und Umgebung elf behördlich geduldete Bordelle polizeilich registriert; fünf befanden sich im Niederdorf, nahe des alten Spittels, der heutigen Predigerkirche; je zwei in Hottingen, Riesbach und Aussersihl, 1882 sind es bereits 23 Bordelle. In Aussersihl wurde das erste Bordell im Zusammenhang mit dem eidgenössischen Schützenfest von 1874 auf dem Kanzleiareal eröffnet. Es befand sich an der Brauerstrasse im Hinterhaus. Üblicherweise aber fand die Prostitution in jener Zeit in Aussersihl in Privatwohnungen statt. Wenig bemittelte Alleinstehende oder Familien konnten ihre Mietbelastung dadurch senken, dass sie ein Zimmer tagsüber stundenweise an Prostituierte vermieteten. «Kupplerinnen» boten den Freiern den Service an, für sie Prostituierte auf der Strasse zu suchen. Die Freier warteten derweil in der Küche bei einem Glas Wein und mussten den Kupplerdienst zusätzlich entschädigen. Seither hat sich Aussersihl zu einem typischen Rotlichtviertel entwickelt. Bis 2013 befand sich ein Schwerpunkt der Prostitution im sog. «Bermudadreieck» rund um das Restaurant Sonne an der Hohlstrasse. Der danach eingeführte neue Strichplan verbietet die Prostitution in Wohngebieten mit über 50% Wohnanteil. Rund 150 Absteigen haben damit ihre rechtliche Grundlage verloren. Die Zukunft des Rotlichtviertels ist noch ungewiss.

Adresse

Brauerstrasse 30, Hinterhaus

Erreichbarkeit

Bus 31 und 32 bis Haltestelle Militär-/ Langstrasse

Literatur

  • Ulrich, Anita: Bordelle, Strassendirnen und bürgerliche Sittlichkeit in der belle epoque. Zürich 1985
  • Bärtschi, Hanspeter: Industriealisierung, Eisenbahnbauten und Städtebau, Zürich 1983