Das kleine Kino am Anfang der Badenerstrasse mit gerade mal 90 Plätzen war ein Pionierprojekt: 1909, nur zwei Jahre nachdem die französische Firma Pathé die Filmkopie industrialisierte, einen internationalen Filmverleih installierte und in Zürich an der Mühlegasse das erste Kino, das Radium, eröffnete, gingen in Aussersihl gleich zwei Säle auf: Das «Sihlbrücke» und das Kino «Wunderland» an der Kreuzung Militär-/ Langstrasse. Als Vorläufer der Filmkultur in Aussersihl fanden bereits 1897 gelegentlich «Open-Air-Filmvorführungen» auf der Rotwandwiese (heute Bezirksgebäude) statt, angeboten von Philipp Leilachs «Wanderkinematographen». In den ersten Jahren des Kinos in Zürich wurden Filmvorführungen von Lehrern und Pfarren aufs heftigste als verderblich bekämpft und strenge Massnahmen zum Jugendschutz gefordert. Das Kino Sihlbrücke verfügte über kein Foyer, man betrat den Saal unmittelbar von der Strasse her – nach dem Durchgang beim kleinen Kassenkabinchen – auf der Leinwandseite. Unbesehen konnte niemand eintreten. Später wurde das liebevoll «Sihlbrüggli» genannte Kino zum «Italokino», in seinen letzten Jahren zum Sexkino. 1982 wurde es geschlossen.
Adresse
Stauffacherquai 1
Erreichbarkeit
Tram 2, 3, 8, 9 und 14 Stauffacher
Literatur
Peter Preissle: Date aus der Geschichte der Lichtspielhäuser im Kreis 4. In: Kult Zürich-Aussersihl. Zürich 2010