Stützli-Sex
Der an der Langstrasse aufgewachsene Gody Müller hatte nach dem Tod seines Vaters das Haus an der Brauerstrasse 30 mit einem Spielsalon geerbt. Im Einvernehmen mit der Gewerbepolizei baute er das Erdgeschoss nach dem Vorbild der ersten Peepshow Europas in München um und eröffnete 1977 das «Stützli-Sex» genannte Etablissement.
Da wurden Männerträume wahr. Man betrat eine Kabine, warf einen Franken ein, worauf sich ein Rolladen hob und den Blick auf eine nackte, sich auf einer Drehbühne räkelnde Frau freigab. Nach 30 Sekunden fiel der Rolladen, der Betrachter musste bei Bedarf mit weiterem Münz das Guckloch wieder öffnen. Die Männer standen Schlange, ganz Zürich sprach davon!
Gody Müller hatte schnell seine erste Million verdient, lebte in Saus und Braus und warf mit 100er Nötli um sich. Doch «Stützli-Sex» erregte Widerstand. Sittenwächter verlangten die Schliessung, Feministinnen warfen Stinkbomben, und schon bald widerriefen die Behörden die erteilte provisorische Betriebsbewilligung. Müller rekurrierte und erreichte einen Aufschub von über drei Jahren, doch am 3. Januar 1983 war Schluss.
Gody Müller blieben Steuerschulden, er musste Konkurs anmelden und sein Haus verkaufen, schliesslich landete er Jahre später völlig mittellos im Obdachlosenheim «Sunneboge» im Selnauquartier.
Adresse
Brauerstrasse 30Erreichbarkeit
Tram 8, Bus 32 Helvetiaplatz; Bus 31 Kanonengasse