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Rundgänge in Aussersihl und Hard, dem Zürcher Stadtkreis 4

Im Herbst 2017 eröffneten der Filmemacher Samir, der Buchhändler Bruno Deckert und Martin Roth als Geschäftsführer das Kulturhaus Kosmos mit sechs Kinosälen (mit insgesamt rund 800 Plätzen), einer Buchhandlung, einem Restaurant und einem Veranstaltungssaal an der Ecke Lagerstrasse / Langstrasse im hinteren Bereich der neuen Überbauung „Europaallee“. Samir bezeichnete dieses Projekt selbstkritisch (oder -ironisch) als «Sargnagel der Gentrifizierung im Chreis Cheib», dafür wurde er in der Folge auch verbal und mit Farbbeuteln angegriffen. Allgemein verstanden die drei Gründer ihr Vorhaben als ein kulturelles Gegenprojekt zur Transformation der Langstrasse zu einer öden Konsum- und Ausgehmeile und zu den profitgetriebenen Nutzungen in der Europaallee. Mit politischen und kulturellen Veranstaltungen, mit Buchvernissagen, Diskussionen, Lesungen, Workshops wurde ein vielschichtiges Kulturhaus betrieben und das jahrzehntelang vernachlässigte Niemandsland entlang der Bahngeleise zu einem urbanen Zentrum aufgewertet. Nach fünf Jahren aber landete das «kühne Projekt hart auf dem Boden der betriebswirtschaftlichen Realitäten», wie die NZZ im Dezember 2022 kommentiert. Das Kosmos war überschuldet und musste schliessen. Im Herbst 2023 übernahm das Zurich Film Festival die Kinosäle und Einrichtungen des Kosmos und betreibt sie als «House of Festivals» unter dem neuen Namen «Frame» (Rahmen). Ob die von der NZZ beschworenen «betriebswirtschaftlichen Realitäten» dem neuen Projekt, an dem der NZZ-Verlag selbst beteiligt ist, besser gesinnt sind als dem alten, wird sich noch weisen müssen.

Adresse

Lagerstrasse / Ecke Langstrasse

Erreichbarkeit

Bus 32, Militär-/Langstrasse

Ergänzende Infos

Jenny Keller: Unalltägliches in der Europaallee. In: Swiss architects.com 16.3.2017.

Urs Bühler, NZZ 5.12.22 "Das Zürcher Kulturhaus Kosmos meldet Konkurs an und ist ab sofort geschlossen

ZFF.com 31.Mai 2023